Der Bestatter: Thriller (Christian Beyer-Reihe) by Marina Heib

Der Bestatter: Thriller (Christian Beyer-Reihe) by Marina Heib

Autor:Marina Heib [Heib, Marina]
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
ISBN: 9783492959964
Herausgeber: Piper ebooks
veröffentlicht: 2012-08-19T22:00:00+00:00


Lautes, aggressives Hundegebell ertönte, als Volker auf den Klingelknopf drückte. Eine Frauenstimme befahl dem Hund, still zu sein. Er gehorchte sofort, dann wurde die Tür geöffnet.

»Hi, Ina«, sagte Volker zu der vor ihm stehenden Brünetten im Jogginganzug.

»Hi, Volker. Komm rein«, erwiderte Ina.

Volker trat ein, begrüßte den mittelgroßen Mischlingshund namens Guevara mit einem kurzen, freundschaftlichen Gerangel und folgte Ina ins Wohnzimmer. Nicht nur der Flur, auch der Wohnraum war mit Büchern, Sportgeräten, Getränkekisten, halbleeren Rucksäcken und sonstigem Kram zugestellt. Mitten im Wohnzimmer stand ein halbzerlegtes Motorrad, eine alte Triumph.

»Wie habt ihr denn die hier reinbekommen?« fragte Volker verblüfft.

»Mit einem Flaschenzug, durch die Balkontür. Die steht schon seit Monaten«, antwortete Ina gleichmütig.

»Und das stört dich nicht?«

Ina räumte einige Zeitschriften und Kissen vom Sofa, so daß Volker etwa vierzig Quadratzentimeter Platz zum Sitzen fand.

»Nö. Nur wenn sie die Maschine anwerfen, um zu checken, ob der Rückwärtsgang jetzt geht oder so was, das nervt. Es macht Krach, und die ganze Wohnung stinkt nach Abgasen. Guevara flippt jedes Mal voll aus.«

Kaum hatte sich Volker hingesetzt, sprang ihm Guevara auf den Schoß, warf sich auf den Rücken und bettelte mit leisen Grunzlauten um Streicheleinheiten. Volker gab nach.

»Willst du einen Tee?« fragte Ina.

Volker lehnte dankend ab. »Danke, keine Zeit. Ich versuche seit Stunden, Scout und Nicki zu erreichen, aber sie gehen nicht an ihre Handys.«

Ina legte die Füße auf den Couchtisch. »Kein Wunder, die sind zum Segeln. Da haben ihrer Meinung nach Handys nichts verloren. Du weißt schon, drei Tage lang Wind und Wellen, die offene See, sie holen sich einen Sonnenbrand, lassen die Bärte stehen, waschen sich nicht und fühlen sich wild und verwegen wie Hemingway. Dabei geht es nur darum zu saufen, Dope zu rauchen und sich gegenseitig Witze zu erzählen, die sie seit Jahren kennen. Sie kommen morgen wieder, vielleicht auch erst übermorgen, bei denen weiß man ja nie.«

Scout und Nicki waren enge Freunde und teilten sich seit Jahren nicht nur die Wohnung, sondern auch die Frau. Ina hatte ihre beiden Männer gut im Griff, und seit sie höchstpersönlich entschieden hatte, daß Scout und Nicki bei ihren Einsätzen im Drogenmilieu selbst zu viel kifften und koksten, waren die Jungs halbwegs clean unterwegs. Sie hatten sich die Rastalocken abschneiden lassen, die T-Shirts mit den Totenköpfen im Schrank versenkt und sich in unauffällige Anzüge geworfen, mit denen sie auch bei Einsätzen jenseits der Reeperbahn oder des Schanzenviertels nicht unangenehm auffielen. In den Achtzigern waren Scout und Nicki Punks in der autonomen Szene der Hafenstraße gewesen, die Bullen waren ihre natürlichen Feinde. Als jedoch Nickis 17jährige Schwester Meike, in die Scout sehr verliebt gewesen war, durch verschnittenes Heroin umkam, wechselten sie die Seiten. Ihren autonomen Freunden erzählten sie, sie würden zu den Bullen gehen, um den Feind von innen zu bekämpfen, und dann wieder in ihr altes Leben zurückkehren. Nach drei Jahren faßten sie den Dealer, der für Meikes Tod verantwortlich war. Und sie blieben bei der Polizei.

Über dem Sessel, in dem Ina herumlümmelte, hingen zwei Fotos, die eine bemerkenswerte Metamorphose dokumentierten: Auf dem älteren Bild trugen



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